Social-Media-Influencer werden oft als faule Freiberufler angesehen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie so tun, als würden sie Produkte mögen. Doch diese „Berühmtheiten“ sind mehr als nur Marketinginstrumente. Wenn sie richtig eingesetzt werden, können sie einen positiven sozialen Wandel bewirken.
Die britische Regierung hat einen mutigen Schritt unternommen und mit Influencern zusammengearbeitet, um die Verbreitung des Coronavirus zu stoppen. Sie hat mehrere Social-Media-Influencer und Reality-TV-Stars dafür bezahlt, für den Test- und Rückverfolgungsdienst des NHS zu werben – das System, mit dem bei einem positiven COVID-19-Test ermittelt werden kann, wer sonst noch gefährdet sein könnte, nachdem er mit der Person in Kontakt gekommen ist.
Der Dienst beruht darauf, dass lokale Gesundheitsteams potenziell infizierte Personen kontaktieren und sie auffordern, sich selbst zu isolieren und auf das Virus zu testen. Bislang ist der Dienst jedoch nicht erfolgreich. Dafür gibt es viele Gründe, einer davon ist die mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung, ihre Kontaktinformationen weiterzugeben.
Als das System die neunte Woche in Folge sein Ziel nicht erreichte, beschloss die Regierung, ihre Strategie zu ändern. Zu diesem Zeitpunkt wurden Akteure der sozialen Medien wie die Love-Island-Stars Shaughna Phillips, Josh Denzel und Chris Hughes hinzugezogen. Phillips, die auf Instagram 1,5 Millionen Follower hat, postete ein Foto von sich mit einem Freund und erinnerte ihre Follower daran, dass „der beste Weg für uns alle, wieder die Dinge zu tun, die wir lieben“, darin besteht, sich auf das Coronavirus testen zu lassen.
Sie erinnerte ihre Fans daran, dass der Test- und Rückverfolgungsdienst „völlig kostenlos, schnell und unerlässlich ist, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen“ und erzählte ihnen von ihren Erfahrungen mit dem Testdienst.
Phillips wurde, wie andere an der Kampagne beteiligte Influencer, für ihre Beiträge bezahlt. Die Regierung hat zwar nicht verraten, wie viel Geld für die Kampagne ausgegeben wurde, behauptet aber, dass mit den Botschaften „über 7 Millionen Menschen erreicht“ worden seien.
Normalerweise erhält ein Mega-Influencer, der mehr als eine Million Follower hat, rund 10.000 Pfund pro Beitrag, so dass es natürlich eine Debatte darüber gab, ob Steuergelder auf diese Weise verwendet werden sollten.
Die richtigen Botschaften zur öffentlichen Gesundheit erreichen jedoch nicht immer die jungen Menschen. Sie interessieren sich oft weniger für die traditionellen Kommunikationskanäle wie Fernsehen, Radio und Presse. Wenn die Regierung junge Menschen erreichen will, ist es eine echte Alternative, populäre Meinungsmacher dafür zu bezahlen, glaubwürdige Botschaften zur öffentlichen Gesundheit zu verbreiten.